Viele Karawanen sind von Ost nach
West gezogen, viele Kamele wechselten ihren Besitzer, und der Wind des Lebens
hat seine Zeichen in die Gesichter der beiden Freunde geschrieben
Schritte
in eine neue Welt…….
Khalid der Kameltreiber saß wieder einmal auf dem Hügel und
schaute auf das Treiben in der Ebene. Wieder einmal brannte das Feuer, und
wieder einmal wartete er auf seinen Freund. Er hatte ihn schon lange nicht mehr
gesehen, und an den Wasserstellen wurde hinter vorgehaltener Hand die
merkwürdigsten Geschichten erzählt. Die einen meinten er hätte zu viel
Kamelmilch getrunken und sei davon verrückt geworden, die anderen behaupteten
gar er sei bei seiner ständigen Suche nach der Seele der Kamele dem
Wüstenteufel in die Falle gegangen und für immer verloren…. . Khalid musste
schmunzeln bei diesem Gedanken kannte er doch zu gut die Geschichten der
Klatschweiber am Brunnen, die keine Gelegenheit ausließen um sich wichtig zu
machen. Mit einem allerdings hatten sie recht, sein Freund hatte sich schon als
kleiner Junge immer mehr für die „Gedanken“ der Kamele interessiert als für
deren Huf- und Fellpflege. Es interessierte ihn auch nicht wie viel Goldstücke
das pärchtigste Rennkamel seinem Besitzer einbrachte, sondern vielmehr
versuchte er zu ergründen was das Kamel bei seinem Verkauf fühlte.
Khalid legte noch etwas Holz aufs Feuer, denn sein Freund
würde erst später kommen, er war jetzt ein beschäfftigter Mann. Angefangen hatte alles als sein Freund das
Zelt seines Vaters verließ und nur mit ein paar Silberlingen zur mehreren
Tagesreisen entfernten Oase aufbrach um dort bei den Schamanen der andern Welt
mehr über die Seele der Kamele zu lernen. In der Oase nannte man die Schamanen
Professoren und die Ausbildung war lang und hart. In dieser Zeit sah man seinen
Freund nur selten am Feuer seines Vaters, und niemand konnte sich so recht
vorstellen was der junge Mann eigentlich tat.
Wieder musste Khalid lächeln, war es wirklich wichtig zu verstehen was
sein Freund tat oder lernte? War es nicht viel mehr wichtig zu sehen das das
was er tat ihm Freude bereitet und das es ihm gut ging. Er erinnerte sich noch
genau an den Tag als der Freund zurück
kam ans Feuer seines Vaters und später ans Feuer auf ihrem Hügel. Er hatte alle
Prüfungen der Schamanen verzeih der Professoren mit Auszeichnung bestanden. Er
konnte jeden Knochen dieses edlen Tieres mit Namen benennen, konnte aufgrund
der Farbe des Fells seine Herkunft bestimmen, aber das allerwichtigste, er
konnte in den Augen der Kamele lesen. Als sein Freund damals den Hügel
heraufgerannt kam, hatter er in seiner Hand eine Rolle aus gegerbtem
Kameleder, auf dem stand das er nun das
Recht besitze sich Kamelheiler zu nennen, unterschrieben vom höchsten Professor
der Oase. (die Frage wie sich der Spender des Leders gefühlt haben mag bleibt
hier unbeantwortet). Khalid hatte die Lederrolle bewundert, seinen Freund in
die Arme genommen und ihm gratuliert und dann einen selbstgebastelten
Professorenhut (jedenfalls das was er sich darunter vorstellte) aufgesetzt. Sie
hatten die ganze Nacht gefeiert und so viel sei gesagt reichlich getrunken und
ganz sicher keine Kamelmilch…. .
Khalid fröstelte, so in Gedanken versunken hat er nicht
mitbekommen das das Feuer schon wieder runter gebrannt war, schnell legte er
nochmals Holz nach und lies seine Gedanken erneut schweifen. Wie lange war das
alles her, und doch erschien es so nah. Die überschwängliche Freude über die
hohe Auszeichnung des Professors hielt nur solange wie ein der Wasservorrat
eines Kamelhöckers, und so trafen sich die beiden Freund wieder am Feuer auf
dem Hügel, diesmal wirklich mit Kamelmilch, denn sein Freund musste Silberlinge
verdienen, aber niemand auf den Routen der Kameltreiber war bereit für einen
diplomierten Kamelheiler zu bezahlen. Khalid machte sich große Sorgen das er
seinen Freund schon bald wieder verlieren würde, doch die Arbeitswelt der Wüste
hielt immer wieder neue Überraschungen bereit. Nur einen dreistündigen
Kamelritt vom Zelt der Alten hatte ein weiser Mann einen Genesungsstall für
schwache Jungkamele eröffnet und er war bereit seinen Freund dort einzustellen.
Damals hatten sie hier am Feuer gesessen und das Für und Wider diskutiert, und
heute wollten sie sich wieder hier treffen
denn sein Freund wollte heute einen weiteren Schritt in eine andere Welt wagen.
Khalid stand auf, so langsam musste sein Freund kommen, der
Mond was schon ein ganzes Stück gewandert. Khalid freute sich wie immer darauf
seinen Freund wieder zusehen, auch wenn er ein wenig nervös war Würde er ihn
wiedererkennen, oder war er jetzt ein feiner Herr geworden? Sein Freund hatte
jetzt ein eigenes Zelt in dem er lebte und wohnte, und ab heute wollte er in
einem Nebenzelt die Kamele behandeln. Die Auszeichnung des Oasenprofessors
zierte nun den Zelteingang und Kamele von nah und fern würden sich bald im
Wartezelt die Futterkakteen in die Hand geben.
Ein paar Steine rollten den Hang herunter, und Khalid hörte
Schritte. Das musste sein Freund sein.
Einen Augenblick später stand er am Feuer und Khalid nahm seinen Freund
in den Arm wie weggeflogen war seine Nervosität. Nachdem sein Freund
ausgeschnauft hatte (er war halt auch nicht mehr der Jüngste) ließ er sich auf
den Boden fallen und sagte nur; „ Oh man“. Khalid schaute seinen Freund genau
an. Kein feiner Zwirn, kein goldener Spazierstock und immer noch der alte
Umhängebeutel. „Oh man, was ?“ fragte er. „Khalid, die letzen Tage waren
schlimmer als das Entwirren einer Kamelmähne je sein kann, “ antwortete er, „
und du glaubst nicht was alles beachtet werden muss, bevor man sich wirklich um
die Seele der Kamele kümmern darf. Ein Behandlungszelt, ein Wartezelt. Das
Behandlungszelt nicht zu pompös um die Kamele nicht einzuschüchtern aber auch
nicht zu spartanisch um sie nicht zu verschrecken. Im Wartezelt die Lager
artgerecht, wären es keine Kamele würde man sicher in jedes Lager ein Sofa
stellen“. Sein Freund schüttelt den Kopf. „Khalid, soviel hin und her und
eigentlich will ich mich doch nur um die Seele der Kamele kümmern. Aber was heißt
hier nur, ich habe dir doch erzählt dass ich die Karawanentreiber gebeten habe
unterwegs von meinem Behandlungszelt zu erzählen. Was glaubst du was seit dem
los ist. Mir wurde von Kamelen berichtet die nur auf zwei Beinen stehen, weil
sie glauben ein Kranich zu sein, andere fürchten sich durch Sand zu laufen aus
Furcht darin zu ertrinken. Ein Kamel das ständig versucht seine Höcker
abzuwerfen weil es sich in ein Dromedar verliebt hat, wurde mir angekündigt.
Der Kamelhengst meines Onkels der sich nur für andere Hengste interessiert….. .
Ob ich das wohl alles bewältigt bekomme, so sehr ich mich auch freue nun
endlich mein eigener Herr zu sein, und nicht ständig nur jungen Kamelen in
Augen schauen zu müssen, ein paar Zweifel machen sich breit.“ Der Redeschwall
seines Freundes verebbte und beide schauten in das Feuer. Keiner kann sagen wie
lange sie so da saßen, dann sagte Khalid:“ Vergiss die Zweifel, du tust das
richtige!“ und mit einem grinsen im Gesicht fügte er hinzu „ und deinem Onkel
musst du wohl flüstern das sein Hengst schwul ist, du Kamelflüsterer.
Und jetzt lass uns feiern, und wie immer ganz ohne
Kamelmilch……